Branding - Du bist schon eine Marke

Was du von Influencern und „großen“ Marken lernen kannst

Susanne Stenshorn | 04.07.2023
Lesedauer: ca. 00:03:56 | Schwierigkeit: Leicht

Marke / Brand. „Das brauchst du erst wenn du jemand bist!“ „Fall nicht zu sehr auf – du machst dir alles kaputt!“ Auch schonmal gehört? Oder: „Schalt mal `nen Gang runter – was denkst du wer du bist?“, „Du kannst eh nichts – wozu Marke?“ 🤮 Alles verletzender Blödsinn.

Ich verrate dir ein Geheimnis. Alles ist eine Marke. Du bist schon eine Brand! Vielleicht bist du noch eine private Brand. Aber du bist in jedem Fall eine Marke. Kennst du die Redensart: „Boahr! Erst 2 Jahre und schon so eine KRASSE Marke!“. Das liegt daran das Kinder mit 2 einfach ihr Ding machen. Sie überlegen nicht wie etwas wirkt, klingt oder was etwas bei anderen auslöst. Das macht sie unfassbar Charismatisch. Leider verlernen wir das im Laufe der Zeit. Wir verstecken unsere Marke. „Schlauer, liebevoller Bücherwurm, der immer für andere da ist“ = Marke, „Total unangepasster Chaot der nur Scheiße im Kopf hat“ = Marke. „Girly“ = Marke. Aber wir halten das sehr privat. Unser Umfeld schätzt (oder hasst) uns dafür. Öffentlich sind wir oft anders. Wir setzten eine sprichwörtliche Maske auf und erschaffen eine „Fake-Brand“.

Marketer sagen das eine Brand die auf Werten, Ansichten, Vertrauen und Charakter basiert, schwer zu erreichen ist. Und wenn du auf deine „Fake-Brand“ bestehst, stimmt das auch. Nicht jeder ist ein perfekter Schauspieler, der eine Rolle authentisch spielen kann. Die meisten müssen erst das Umfeld finden, das ihre „Fake-Marke“ schluckt. Und selbst wenn du schon mit deiner richtigen Marke unterwegs bist, braucht es manchmal Zeit, bis du gesehen wirst. Wir sind fake und Lügen inzwischen so sehr gewohnt, dass wir viel länger brauchen, etwas das „Echt“ ist als Echt zu erkennen.

Darum setzten auch so viele Marken auf Influencer-Werbung. Einige so sehr, dass sie ohne Influencer nicht existieren können. Aber warum? Und was kannst du daraus lernen?

Influencer sind wie die Gründer der großen Tech-Marken. Sie fangen oft klein und Bescheiden an. Im Wohnzimmer der Eltern. Oder auch in „Papa’s Garage“. Sie zeigen sich wie sie sind. Ganz transparent. Es gibt Streit, Pranks und Gute wie Schlechte Tage. Das macht sie nahbar. Glaubst du der PC wurde in einem Tag erfunden? Wurde er nicht. Auch diese Gründer wurden belächelt und nicht ernst genommen. Natürlich haben sie nicht gevlogt oder Blogs geschrieben. Aber jeder kennt die Geschichten, weil sie Teil der Markenidentität sind.

Wenn uns heute so eine Geschichte aus dem Nichts begegnet, sind wir erstmal skeptisch. Aber wenn das Branding passt. Also das angebliche Kellerkind, das nur codet und nie nach draußen geht – und bei Oma Trude im Keller wohnt uns als solches Begegnet. Also im Hemd mit schlecht ausgewaschenem Senffleck, Augenringen, Blass und im Keller vom Oma Trude ein Interview über seine bahnbrechende App gibt. Glauben wir die Geschichte. Und dann passiert der Branding-Effekt. Vielleicht spricht uns die Geschichte nicht an. Das dreckige Hemd ist eigentlich unseriös- aber der Mensch dahinter, der ist so ehrlich, so offen. Authentisch und transparent. Wir kaufen die App.

Und so funktionieren Influencer-Marken. Sie reden nicht nur über etwas – sie machen es auch. Sie reden nicht darüber, wie gut Buch xyz war. Sie lesen es mit dir gemeinsam. Und du siehst das sie noch 100 andere Bücher in dem Genre gelesen haben. Vielleicht hattet ihr bei einigen anderen dieselbe Meinung. Also kaufst du das Buch auch. Vielleicht folgst du XY auch weil ihr das selbe Game zockt. Ihr habt einen ähnlichen Humor. Ähnliche Ansichten auf die Welt. Und dann erzählt dir XY wiesehr App YZ sein Leben verbessert hat. Und du holst dir die App.

Influencer haben eines gemeinsam. Sie alle haben eine authentische Marke, die auf Werten und Eigenschaften basiert. Oft sind sie Influencer in dem Bereich den sie Lieben. Du erinnerst dich an den Anfang? „Schlauer, liebevoller Bücherwurm, der immer für andere da ist“ passt doch gut zu: „Sie reden nicht darüber, wie gut Buch xyz war. Sie lesen es mit dir gemeinsam. Und du siehst das sie noch 100 andere Bücher in dem Genre gelesen haben. Vielleicht hattet ihr bei einigen anderen dieselbe Meinung. Also kaufst du das Buch auch.“ Oder?

Was glaubst du wie viel Analyse in die Zielgruppe geflossen ist? In die Farben? Vermutlich keine. Influencer agieren aus dem Bauch heraus, Vertrauen ihrem Gefühl. Die wenigsten wollen Influencer sein. (Schwarze Schafe ausgenommen). Die meisten wollen einfach ihr Ding machen und das mit dir teilen. Sich ihr Hobby finanzieren.

Und das ist das Geheimnis von gutem Branding. Zerdenke es nicht. Höre auf dein Gefühl und mach dein Ding. Und wenn du authentisch bist, kommen Zielgruppen, Farben und alles andere eh zu dir.

Du bist schon eine Marke und du hast alles, was du brauchst in dir. Jetzt musst du dich nur noch trauen, der Welt das zu zeigen.

Fun-Fakt zu mir: Ich liebe Fantasy, Spiele, Bücher, Bilder. Aber ich hatte kein Fantasy-Branding geplant. Die ersten Versionen waren es auch nicht. Das ist einfach so passiert. Lila ist nicht meine Lieblingsfarbe, aber die Farbe von Charakteren in Animes und Games, mit denen ich mich gut identifizieren kann. Das sie auch für mystisch, weiblich und Transformation steht – wusste ich nicht als sie meine Brandfarbe wurde. Das alles habe ich erst mit der Zeit rausgefunden als ich immer mehr meinen Stiel gefunden habe. Oder besser gesagt: Wege gefunden haben meine Art verständlich mitzuteilen.