Das Problem mit Social-Media

Toxisch, toxischer am Toxischsten

Susanne Stenshorn | 07.12.2022
Lesedauer: ca. 00:04:46 | Schwierigkeit: Leicht

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Ich habe mich eigentlich immer als jemand gesehen der nicht auf Social-Media hereinfällt. Ich war schon als kleines Kind sehr stark und wusste, was ich wollte und was nicht. Lieber war ich „das Monster“ als so zu tun als sei ich jemand anderes und mich in eine Rolle drängen zu lassen die ich nicht erfüllen wollte. Aber was die Kinder und Mobber in meinem Leben nicht geschafft haben, schaffte Social-Media in kurzer Zeit.

Ich rede jetzt nicht von irgendwelchen komischen Beauty-Trends oder Body-Goals. Das hat mich nicht interessiert und tut es auch nicht. Die ganzen „Trainer“ und „Coaches“, die mich ungefragt angeschrieben haben, konnten das auch nicht ändern. Die haben eher dazu beigetragen das ich mich von dieser Babbel ferngehalten habe – also noch ferner.

Mein Problem war die Business-Babbel und die Webdesign-Babbel. Die sind auf eine andere Art toxisch – hoch toxisch!

Was alle Babbels gemeinsam haben, ist der Drang nur das Beste zu zeigen. „Ich habe 100.000 verdient!“ – Das davon 120.000 in Kurse und externe Verkäufer geflossen sind, wird ignoriert. „Ich habe genug Zeit für die Familie!“ – Dass das die letzten 10 Jahre anders war, wird verschwiegen.

Auch beliebt sind die Leute, die dir ein schlechtes gewissen machen wollen oder dich klein reden. Besonders viele Likes bekommen zum Beispiel: „Du musst dein Business schon verschulden sonst bist du kein Unternehmer!“ – klar! Zuckerberg überlegt bestimmt jeden Tag wie Facebook insolvent wird. Oder: „Also, wenn du dafür keinen Coach hast – kannst du direkt zum Amt laufen.“ – sicher doch, ich selbst kann ja nix. Ich habe ja den Beruf gelernt und nicht wie du einen 2 Wochen Kurs. Klar bist du nach 2 Wochen qualifizierter als ich nach 1 Jahr Ausbildung und 10 Jahren mit dem Thema befassen. Voll logisch! Auch gut: „Ne, wenn du das jetzt nicht bei MIR kaufst, bist du dir nichts wert.“ – kann ja auch gar nicht sein das ich dein Produkt schon habe, nur von wem anderes.

Und ein ganz großes gemeinsames Problem aller Babbels – Fake! Beispiel: „Ich habe so viele Follower – ich bin reich!“ – „Wie viel verdienst du?“ – „Ich habe viele Follower!“ oder „Ich mach das so und so und wenn du das nicht machst, bist du scheiße!“ In Wahrheit sind die Ergebnisse für was auch immer (Abnehmen, Sport, Business aufbauen, etc.) aber ganz anders entstanden. Oder du als Beobachter hast einfach nicht die Mittel oder Gene das so umzusetzen. Und nein das ist kein Grund es gar nicht erst zu versuchen! Auch wenn die Leute dir etwas anderes einreden wollen.

Social-Media verleitet uns dazu nicht mehr zu hinterfragen. Wir werden so mit Input vollgeknödelt, das wir keine Zeit mehr finden das, was wir sehen zu hinterfragen. Hätte ich das getan wäre mir schnell aufgefallen das jemand der 18 Stunden online ist nicht noch 16 Meetings am Tag mit Kundschaft hat. Und erst recht nicht noch „Happy Family“ und „Best Life Work Life Balance“ haben kann. Der Tag hat überall nur 24 Stunden. Und auch wenn diese Person 1Mio+ Follower hat, ist sie eine arme Kirchenmaus. Denn Social-Media ist ja nur da, um Kundenschaft zu finden – nicht um Geld zu verdienen. Ausnahme du bist Influencer (oder verkaufst illegale Schneeballsysteme), dann haut das vielleicht hin.

Gehen wir mal kurz in die Webdesign-Babbel, die ist deutlich schneller abgefrühstückt. Ich habe im Gegensatz zu vielen anderen Webentwicklung gelernt. Ich weiß also eigentlich was wichtig ist und wie der Hase läuft. Trotzdem haben mich die ganzen unqualifizierten und dämlichen Aussagen verunsichert.

Für die die diese Babbel nicht kennen, es läuft immer so ab: Irgendwer mit einer hohen Reichweite (weil sexy oder charismatisch) bekommt was für einen Kunden nicht hin (vermute ich) und erfindet einfach irgendwas. Nehmen wir ein Beispiel: „Funnel! Ziehe den Kunden in einen Trichter und lasse ihn erst wieder gehen, wenn er gekauft hat!“ Guter Plan! Dann ist der 20 Sekunden auf der Website, wenn überhaupt, und Google findet deine Website irrelevant, weil die Leute direkt wieder gehen. Cool! „Schick die Leute dahin wo (du denkst) das sie hinmüssen – wie in einem Laden!“ – Absolut! Ich habe die dünnen auch immer weggeschickt als ich in der Konditorei gearbeitet habe. Die Essen ja eh keinen Kuchen. Und meine beste Freundin wird immer aus dem Bekleidungsladen für Männer geworfen, weil sie eine Frau ist. Wenn sie ihrem Mann einen Pulli kaufen will, muss sie das im Kindergeschäft machen.

Auch sehr beliebt: „Der Kunde ist dümmer als die Polizei erlaubt. Er weiß nicht was er will. Die haben nix in der Rübe außer heiße Luft – du musst denen alles erklären und aufschwatzen!“ – logisch, sonst würde eine Frau ja auch nicht in den "Männer-Laden" gehen. Für ihren Freund kauft sie nie etwas! Spaß beiseite. Es gibt so viele „Tipps“ und „Strategien“ die angeblich funktionieren (für die Website und das Business allgemein) das sogar ich ins Straucheln kam. Ich habe zwar schon Websites gecodet aber noch nie ein Business aufgebaut und auch noch nie für mich selbst.

Ich muss zugeben das ich viele der „Tipps“ nur halbherzig umgesetzt habe, weil ich es zumindest unterbewusst noch besser wusste. Dadurch habe ich aber gar nichts erreicht und alles falsch gemacht.

Nachdem ich mich von Social-Media getrennt habe und das mache, was ich gelernt habe, läuft es besser. Google Platz 1 und 10 für meine Haupt-Keywords nach 3 Wochen! Impressionen von 200 auf 2309 nur bei Google-Suche.

Und endlich Zeit für meinen Blog!

Ich weiß, was ich gelernt habe und die Zahlen zeigen mir das es funktioniert. Der Rest wird sich ergeben. Ich beende jetzt diesen Blog mit einem Zitat aus meinem Lieblings-Anime, denn das ist es, worauf es wirklich ankommt:

„Diejenigen, die nicht an sich selbst glauben, werden letztendlich versagen.“
- Itachi Uchiha - Naruto (oder Naruto Shippuden)

Das ist es, was uns Social-Media wegnimmt. Da ist es auch egal welche Babbel. Den Glauben an uns und unsere Fähigkeiten. Aber nicht mehr mit mir.

Ich behalte den Glauben an mich und meine Fähigkeiten und damit werde ich mein Business wieder auf Kurs bringen. Und das ganz ohne diese „Fake-News“ von Social-Media.

Ich poste da immer noch ab und an, wenn ich Lust draufhabe – aber ohne Strategie dahinter. Und ohne die Beiträge anderer zu lesen. Einfach weil es Lustig ist. Und weil ich einige der Kontakte echt mag. Vielleicht hör ich auf, wenn auch der Blog läuft – vielleicht gehört es auch zum Business haben dazu. Das sag ich euch, wenn ich es weiß.)