Preise?! – Warum du verarscht wirst und wie du es besser machen kannst

Sowohl im Einkauf als auch im Verkauf

Susanne Stenshorn | 21.03.2023
Lesedauer: ca. 00:03:40 | Schwierigkeit: Leicht

Text gendern | Text zurücksetzen

Beispielrechung einen Baukasten-Designers.
Beispielrechnung wie ich sie einige Male gefunden habe.

In meinem Beitrag über die uninformierten Webdesigner habe ich es schonmal kurz angesprochen: Preise. Und wie du verarscht wirst. Das ist aber in vielen Branchen so. Maßlos überbezahlt und fern jeder Realität.

Da ich aber selbst „nur“ in der Webdesign-Babbel unterwegs bin muss diese jetzt wieder als Beispiel herhalten. Und damit das ganze hier irgendwie einen Aufbau bekommt fangen wir damit an das wir uns das Preismodel das ich so häufig im WordPress-bereich gefunden habe nochmal an. Wichtig! Es geht hier um diejenigen die mit vorgefertigten Thumbnails arbeiten bzw. dir kein eigenes individuelles coden/erstellen.

Durchschnittliches Angebot:
WordPress-Website in einem Tag für 2.500€ inklusive Elementor oder Divi.

Durchschnittliches Ergebnis:
Du bist abhängig, weil du eine Mitnutzungslizenz für Plugins der Website bekommst, hast eine Baukastenwebsite (WordPress ist ein Baukasten, vermutlich der Beste, aber ein Baukasten) der man ansieht das sie ein Baukasten ist und die es so noch 100-1000 mal gibt weil alle auf „dem einen super Krassen Business-Layout das dir 1 Millionen Klicks bring“- Theme basieren. Und dafür hast du ca. 300€ die Stunde bezahlt. Dazu kommen noch Strategie-Session, SEO-Beratung, Brand-Beratung, Verkaufsfunnel-Irgendwas und du musst Links zu Social-Media, Impressum-Daten und Datenschutz selbst machen. Und abgesichert ist das Ganze auch nicht weil du dir ja „nur“ eine WordPress-Assistenz geleistet hast. Am Ende hast du also locker knapp 5.000 hingelegt und keinen Vorteil davon das du dir die Website "professionell" erstellen hast lassen.

Die meisten aus dieser Babbel verkaufen dir WordPress als ultimatives CMS-System mit dem du deine Inhalte selbst verwalten kannst und dank Elementor und Divi kannst du die Grenzen von WordPress sprengen. Ich weiß nicht, wie es mit Divi ist, aber Elementor ist Quatsch. Ich habe mir das angeschaut und keine Funktion gefunden, die es so nicht auch bei WordPress gibt. Da Divi immer als Alternative zu Elementor verkauft wird vermute ich das es da ähnlich aussieht (das ist aber nur Spekulation!) Vermutlich ist es mit diesen Tools einfacher (für mich persönlich nicht – aber ich habe auch Coding-Skills und checke wie ein Builder aufgebaut ist) aber das musst du für dich selbst herausfinden.

Kunden bezahlen ein Herrenhaus und bekommen Bauklötze.
Kunden bezahlen ein Herrenhaus und bekommen Bauklötze / Humor

Aber warum ist das jetzt verarsche?

Die Preise werden in Deutschland nur durch den Markt geregelt. Wenn du ein Business gründest, kannst du erstmal verlangen, was du willst. Theoretisch kannst du deine Spuke für 3k verkaufen. Darum kannst du auch eine Baukasten-Betreuung für den Preis einer Website verkaufen. Und wenn du damit noch gut schlafen und dein Spiegelbild ertragen kannst – viel Spaß dabei. Praktisch nimmt der Durchschnittliche Freelancer für eine gecodete Website (idealerweise mit einmaligem Look, super individuell und nur für dich gemacht) 90 - 120€ die Stunde. SEO-Grundlagen, Branding-Beratung und Funnel-Aufbau inklusive. Eine kleine Website bekommst du also auch ab 2500 – 3000€. In der Regel sind diese sogar über eine Haftpflicht abgesichert.

Übersetzt bezahlt du bei einem WordPress-Designer also die Preise für eine Luxusmarke und bekommst Stangenprodukte aus Übersee. Und ich persönlich finde das eine große Verarsche.

Wie kannst du das besser machen?

Vergleiche! Vergleiche die Website des Designers deiner Wahl mit anderen. Sieht sie ähnlich aus? Oder ganz anders? Kommuniziert der Designer offen und sagt das WordPress ein Baukasten ist und er vor allem über gute Sales-Kenntnisse verkauft? Recherchiere seine Fakten nach! Sagt er WordPress ist das beliebteste CMS-System? Google WordPress und schau dir die Website dazu an.

Sei dir bewusst das nur weil jemand wie ein Experte wirkt – die Person nicht alles weiß und nicht unbedingt ein Experte ist. Bilde dir also unbedingt eine eigene Meinung und wäge ab wofür du dein Geld ausgeben magst.

GANZ WICHTIG!

Je besser und einfacher etwas klingt, desto unwahrscheinlicher ist es. Natürlich verkauft sich:

-In einer Woche zu Platz eins in Google und 100k neue Anfragen

besser als:

- In einer Woche Google Platz 1 mit lowtraffic-Keyword und mehr Websitebesuche

Aber ehrlich ist nur eines davon.

Spätestens seit dem exposing der Coaching-Babbel sollte uns alles bewusst sein das solche falschen Versprechen nur schädlich sind.

Und was bedeutet das für deine Preise?

Überlege dir ob du nachhaltig oder schnell Geld verdienen willst. Schnell? Vergiss alles was ich geschrieben habe, haue den Leuten eine Lüge nach der nächsten um die Ohren und Gründe alle paar Monate ein neues Business (mit der Hoffnung das die Menschen dein Gesicht vergessen haben).

Nachhaltig? Das mag ich lieber und versuche ich selbst auch. Baue dir deine Marke langsam, aber stetig auf. Sei ehrlich. Baue vertrauen auf und orientiere dich an Stundensatzrechnern (einfach mal Googlen) und vertraue deinem Bauchgefühl. Es ist für uns alle komisch für etwas das wir gerne machen Geld zu verlangen, aber helfen muss man sich leisten können. Kalkuliere am Anfang lieber etwas niedriger und steigere dich wenn du deine Branche besser kennen gelernt hast.