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  • Beitrag zuletzt geändert am:11. April 2025
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Die Geschichte zweier Brüder

Vorwort

Die Geschichte zweier Brüder hat mir einmal eine ältere Frau erzählt. Damals war ich noch ein Kind. Und auch wenn ich heute mehr verstehe als damals. So hat mich diese Geschichte geprägt. Und ich hoffe sie hilft dir etwas zu verstehen, das viele Menschen heutzutage vergessen habe.

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Die Geschichte zweier Brüder

Es gab einmal zwei Brüder. So verschieden wie der Tag und die Nacht und auch so ähnlich.

Der eine Bruder wurde von allen Bewohnern des kleinen Landes bewundert. Schon als kleiner Zwerg von gerade 5 Jahren fing er an aus den Zitronen von dem Zitronenbaum im Garten seiner Großeltern Limonade zu machen und verkaufte sie. Vom ersten Geld, das er verdiente kaufte, er einen neuen Zitronenbaum und machte mehr Limonade. Und vom Geld das er verdiente kaufte er wieder neue Bäume. Das machte er über viele Jahre so. Und als er dann alt genug war eine Arbeit zu machen brauchte er das nicht. Denn er verdiente viel Geld. Und er konnte sich alles kaufen. Er war sehr stolz auf seine Zitronenbäume und verbrachte alle Zeit, die er hatte mit ihnen.

Sein Bruder war anders. Auch er hatte einen Zitronenbaum im Garten der Großeltern. Doch er war ein fröhliches Kind. Naiv nannten ihn die Menschen. Von dem Geld, das er mit den Zitronen verdiente, kaufte er Süßigkeiten für sich und seine Freunde. Später gab er es für Tiere und Familien mit weniger Geld aus. Er bekam nie etwas zurück. Das war ihm aber egal. Als er alt genug war nahm einen Job an und auch dieses Geld gab er für andere aus. Es störte ihn nie. Sein Leben war ein gutes Leben. Bescheiden aber er war glücklich. Auch wenn er nie irgendwelche Dinge besaß die ihm wichtig waren. Der Zitronenbaum war eine schöne Erinnerung, aber er hatte ihn schon bald seinem Bruder geschenkt.

Der Bruder war ihm wichtiger als der Baum. Und obwohl er so viel gab, hatte er nur wenige Freunde. Und das machte die Freunde und den Bruder so kostbar für ihn.

Sein Bruder hatte die Villa, die er überall zeigte. Er hatte eine Wohnung und den Hund, den er überall zeigte. Sein Bruder hatte das teure Auto, das er überall zeigte. Er hatte seine Frau und die Kinder, die er seinen Freunden zeigte.

Sein Bruder verlor vieles. Der erste Zitronenbaum brannte ab und es war schrecklich. Die erste Villa wurde von einem Sturm zerstört. Und die Seele seines Bruders auch. Diese Dinge waren das Leben seines Bruders. Er selbst verlor nur einmal etwas. Seine Frau an eine Krankheit. Auch er hatte den Zitronenbaum im Feuer verloren, aber das war ok. Auch sein Haus war vom Sturm zerstört worden. Das war auch ok. Er hatte Freunde, bei denen er mit seiner Familie lebte. Und auch nachdem seine Frau gestorben war – war es bald wieder ok. Er hatte gute Freunde, die ihm und seinen Kindern halfen. Und seine Frau litt nicht mehr. Und er fand bald eine weitere Frau. Mit der er viele weitere gute Jahre verbrachte und weitere Kinder bekam.

Die Jahre vergingen und die Brüder wurden alt. Da saßen sie zusammen auf der Veranda und der erste Bruder sagte: „Ich beneide dich.“ Der zweite Bruder war verwirrt und fragte: „Aber warum? Du hast deine Villa, dein Auto und bist immer so stolz, wenn du alles zeigst. Warum beneidest du mich? Ich habe nichts?“

Da schaute der erste Bruder sehr traurig und meinte: „Und trotzdem würde ich alles anders machen. Ich habe mich immer von Dingen und Besitz blenden lassen. Wollte alles und mehr und habe alles bekommen. Aber bei jedem Verlust war ich allein. In meinem Herzen habe ich eine Leere, die ich niemals schließen kann. Da bist nur du und deine Familie. Du bist so viel reicher als ich jemals sein lkann.

Wir sitzen in meinem kalten, leeren Haus und beobachten DEINE Enkel. Es sind deine Freunde, die für dich da sind. Du hast immer ein warmes Haus, in das du gehen kannst, liebe Menschen, mit denen du reden kannst und einen treuen Hund, der immer an deiner Seite ist. Du hast Kinder, die dich lieben und dir immer helfen. Ich muss andere bezahlen um Hilfe zu bekommen. Meine „Freunde“ besuchen mich nur wenn ich viel Geld dafür bezahle und ein großes Fest mache. Du magst keinen Reichtum haben, aber du hast ein gut gefülltes und warmes Herz und bist der reichste Mensch, den ich kenne. Und darum beneide ich dich. Und darum bewundere ich dich.“

Der zweite Bruder schaute auf seine Enkelkinder im Garten und in ihre fröhlichen Gesichter. Er hörte ihr Lachen zum tausendsten Mal und das erste Mal erkannte er wie reich ihn das machte. Er schaute in das traurige und sehnsüchtige Gesicht seines Bruders und er wusste das er der Reichere von beiden war.

Auch ohne Geld und die Bewunderung des Landes. Denn er besaß ein Herz voll mit Liebe. Und das hatte er schon immer. Erst liebte er sich genug, um anderen zu helfen. Dann liebten diese Menschen ihn. Dann liebte er seinen Hund genug, um von ihm geliebt zu werden. Er hatte so viel Liebe, dass er nicht nur einmal sondern gleich zweimal eine liebevolle Frau und Mutter für seine Kinder fand.

Und während sein Bruder immer mehr Geld sammelte, sammelte er immer mehr Liebe. So viel, dass auch seine Kinder, seine Enkelkinder und deren zukünftige Kinder noch genug haben würde. Das Geld seines Bruders könnte jederzeit weg sein. Aber die Liebe in seiner Familie und seine Freunde, auch wenn es nur wenige waren, würden immer bleiben.