Ich war die letzten Tage nochmal auf Social Media unterwegs. Und wieder rief es von allen Seiten: „Du darfst nicht nett sein! Dafür ist keine Zeit! Du musst verkaufen!“ „Lass die netten Floskeln weg! Menschen wollen das nicht!“ Und so Eiter. Ich will da gar nicht so sehr drauf eingehen.
Und mal ehrlich. Wir sind alles Menschen. Und wir alle hassen Angeber und selbstverliebte. Niemand kann Oskar leiden, denn Oskar redet nur über sich und darüber wie geil er ist und dass er uns allen überlegen ist. Klar, Oskar hat ein paar fanboys die alle einmal bei ihm kaufen und dann nie wieder. Und vielleicht hater auch genug Fanboys um von ihnen Leben zu können. Aber wollen wir das auch? Wollen wir uns von Kunde zu Kunde hangeln in der Hoffnung immer genug dämliche Fanboys zu finden? Ist das für uns ein nachhaltiges Business?
Ein Tag auf dem Fischmarkt
Ich finde nicht. Ich möchte dir von einem Erlebnis aus meiner Kindheit berichten. Im Urlaub sind wir einmal über einen Fischmarkt gelaufen. Der richtig klassische, mit Marktschreiern. Verdammt viele davon waren Oskars. Aber es gab auch einen Willi. Und keiner hat so gut verkauft wie Willi. Ich erinnere mich auch heute noch an Willi. Fast 20 Jahre später. Und wie hat Willi das geschafft?
Während die Oskars behauptet haben „den frischsten Fisch gibt es nur bei mir“ und „hier gibt es den leckersten Fisch“ oder „ohne meinen Fisch schmeckt dein Essen nur halb so gut“ hat Willi nicht einmal über seinen Fisch geredet. Und trotzdem war er der erste und einzige der am Ende des Markttages ausverkauft war.
Willi hat etwas gemacht, das alle guten Verkäufer machen. Er war sympathisch. Er hat Oma Trudi gefragt, für wen sie den kochen mag. Ein Menü für die Enkel. Also hat er ihr ein Rezept für selbstgemachte Fischstäbchen gegeben. Sie hat direkt den passenden Fisch bei ihm gekauft. Herbert wollte mit den Jungs angeln gehen. Also hat Willi ihm 8 Fischbrötchen zum preis von 7 verkauft. Er hat mit den Leuten übers Wetter geredet. Gefragt wo sie herkommen, was sie machen und was sie suchen. Er hat zugehört, Tipps gegeben und die Menge unterhalten. Er war der leistete Marktschreier, den ich je gesehen habe. Und der mit dem größten Publikum.
Und ja. Willi wollte verkaufen. Und das hat er. Aber er wusste das Menschen da kaufen, wo sie gerne sind. Wo sie sich verstanden fühlen und wo es nicht darum geht ihnen möglichst viel Geld aus den Taschen zu ziehen.
Was wir von Willi lernen können
Und ganz ehrlich. Das ist für mich ein nachhaltiges Business. Menschen kaufen einfach lieber von Menschen, die sie mögen. Bei denen wo sie sicher sind das ihr Geld und ihre Zeit wertgeschätzt wird.
Ich mag es ja auch lieber, wenn ich begrüßt werde. Und verabschiedet. Und ich hasse es, wenn mir direkt ein Produkt unter die Nase gehalten wird und ich es sofort kaufen muss. Das ist ein bisschen wie mit dem Standesbeamten zum ersten Date aufkreuzen. Darf ich dich zuerst kennen lernen bitte?
Ich weiß, wir Selbstständigen haben echt viel zu tun und immer wenig zeit. Aber kaufen wir darum direkt das erst beste? Oder wählen wir gerade deshalb genau aus was uns wirklich hilft? Und wenn wir an Privatpersonen verkaufen… Können ihr denen einfach so unterstellen das die genau so wenig Zeit haben wie wir?
Natürlich kommt es immer drauf an um was es geht. Und eine pauschale Antwort gibt es nicht. Aber Höflichkeit und nett sein. Unterhalten und Informieren darf sein. Das ist richtig und wichtig. Und auch ein Hallo und ein Herzlich Willkommen haben ihren Platz in modernem, menschlichem Marketing verdient.
In diesem Sinne.
Danke fürs lesen.
Danke fürs lesen.

Hey 👋 Ich bin Susi, Künstlerin, Designerin und Geschichtenerzählerin mit Herz. Hier teile ich meine Erfahrungen, Tipps, Tricks und Learnings zu den Themen Kunst, Webdesign, Grafikdesign und Selbstständigkeit.
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